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Nicole Friedrich Gasse am alten Rathaus Werne

Erster Fachdialog zum Thema Altstadtpflaster / Resümee

23.05.2017
Rund 30 Teilnehmer folgten am Mittwoch, 26.04.2017 der Einladung zum Fachdialog „Altstadtpflaster“ in das Alte Rathaus in Alt-Arnsberg

Sanierung der Sanierung, Einzelbrennpunkte, Überlegungen zu grundsätzlichen Neugestaltung und Neukonzeption, Herstellung von Barrierefreiheit und Langlebigkeit – die Gründe und Interessenlagen zur Teilnahme am Fachdialog waren breit gefächert. Verbindendes Grundanliegen aller Teilnehmer war die Herausforderung einer größtmöglichen Funktionalität hinsichtlich Haltbarkeit, Barrierefreiheit und Wetterfestigkeit innerstädtischer Bodenbeläge im Spannungsfeld des gestalterischen Anspruchs.

Olaf Steinbicker, Leiter der Abteilung Stadtentwicklung und Bauordnung der Stadt Soest, fokussierte im einleitenden Beitrag die grundsätzlichen Fragestellungen, die zur Ausarbeitung des Positionspapiers der Regionalgruppe Südwestfalen führten. Mit dem Anliegen, das Erscheinungsbild der Straßen und Plätze in historischen Stadt- und Ortskerne in NRW repräsentativ mit Pflasterungen zu gestalten, seien einerseits technisch-handwerkliche aber auch finanzielle Fragen verbunden. Vor allem stark befahrene Bereiche, die durch Busverkehre tagtäglich hohen Belastungen ausgesetzt werden, schädigen binnen kurzer Zeit gepflasterte Straßen, noch vor Ablauf der förderseitigen Bindefristen. Aus diesem Sachverhalt sei eine Änderung der Förderrichtlinien angebracht.

Mit dem Rundgang durch die Alt-Arnsberger Altstadt wurde die angesprochene Problematik vor Ort in Augenschein genommen und im Gespräch mit den Teilnehmern erörtert. Hier wurde auch deutlich, dass ein kontinuierliches Anheben des Pflaster- und Asphaltspiegels auch dazu führt, dass Kellerräume in den Altstadtgebäuden nicht mehr ausreichend belüftet werden. Ein Aspekt, der Mitarbeiter den Denkmalbehörden und Tiefbauämter zum Nachdenken anregte.

Bau- und Wirtschaftsingenieur Marco Zunklei gab in seinem Wortbeitrag einen praxisnahen Einblick in die Thematik der gebundenen Bauweise. Die Firmen L. Zunklei GmbH und PSB GmbH beschäftigen sich seit 20 Jahren mit Pflastermörtel und Bewegungsfugen, beraten, entwickeln und produzieren. Marco Zunklei gab einen Einblick in die Normen und Vorgaben der VOB und leitete dann auf technische Aspekte des Fugenaufbaus und des Materialeinsatzes über. Vor allem die Problematik der Bewegungsfuge wurde ausführlich betrachtet.

Die Stadt  Wermelskirchen setzt in Teilen der Innenstadtplanung, bspw. im Bereich des Marktes auf Creaphalt. Harald Drescher, Leiter des Tiefbauamtes in Wermelskirchen, beschrieb die dauerhaften Probleme mit der Pflasterbauweise durch die hohen Belastungen des Busverkehrs, die den Anstoß gaben nach alternativen Bodenbelägen zu suchen. Creaphalt ist ein Mineralgemisch mit Epoxidharz, das eine hohe Druckfestigkeit und kurze Bindezeiten aufweist. Farbigkeit und Körnung des Belages sind äußerst flexibel. Mittels Matrizen können ebenfalls flexibel wählbare Prägungen auf den Asphalt aufgebracht werden, die als Pflaster anmuten. Im Planungs- und Auschreibungsverfahren war zu beachten, dass nur eine Firma bundesweit den Prägeasphalt verarbeiten kann und darum als Subunternehmen von allen Tiefbaufirmen angefragt werden kann.

Thomas Köhlmos, Lohaus+Carl GmbH, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner, informierte zur Planung und Realisierung des barrierefreien Stadtkerns Warburg. Hier wurde für die Gestaltung und hindernisfreie Abgrenzung von Funktionsbereichen gezielt auf Materialien – vorrangig Grauwacke – gesetzt. Auf diese Weise konnten Traufflächen zwischen Haus- und Gehwegen, Fassadenvorzonen für handelsseitiges Mobiliar und Laufbänder kontrastreich umgesetzt werden. Querungshilfen wurden durch taktile Elemente eingefügt. Die Pflasterungen in Warburg wurden in Schweizer Bauweise ausgeführt. Dabei wurden im Pflasterbelag keine Dehnungsfugen geplant. Nach sieben Jahren sind bisher keine Risse im Fugenbild aufgetreten. Besonderes Alleinstellungsmerkmal der Stadt Warburg ist, dass die Stadt als Modellstadt ein ganzheitliches Konzept zur Gestaltung und Realisierung einer höchstmöglichen Barrierefreiheit entwickelt und umgesetzt hat.

Karl Jasper, Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr NRW, plädierte in seinem Wortbeitrag für ganzheitliche Lösungen und Gesamtkonzepte zur Pflasterung. Flickwerke würden die Gestaltqualität mindern und Wertigkeiten schmälern. Gesamtkonzepte würden helfen Prioritäten zu setzen und Wertigkeiten in Funktionalität und Gestaltung herauszuarbeiten. Mit Verweis auf die Förderrichtlinien der Stadterneuerung aus dem Jahr 2008 führte er aus, dass laut Punkt 10.4 Erschließungsmaßnahmen ohne definierte Kostengrenze oder Materialvorgaben förderfähig sind. Im Vordergrund einer Förderentscheidung stehe Funktionalität und die stadtgestalterische Vereinbarkeit mit dem historischen Hintergrund.


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